Meine Erfahrungen mit dem Paleo Autoimmunprotokoll (AIP)

Die südafrikanische AIP Bloggerin Yael Goodman hat mich im Februar 2019 für ihre Artikelserie »Reversing Autoimmune Interview Series – Personal Experiences with the AIP« zu meinen Erfahrungen mit dem Paleo-Autoimmunprotokoll befragt. Dies ist die deutsche Übersetzung des Interviews. Das englischsprachige Original findest du hier.

Das Interview zu meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Paleo Autoimmunprotokoll

Welche Autoimmunerkrankung hast du?

Ich habe eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung namens Hashimoto-Thyreoiditis. Dabei greift das Immunsystem irrtümlicherweise mein Schilddrüsengewebe an.

Wann hast du mit dem AIP angefangen and was war deine Motivation?

Die Diagnose Hashimoto habe ich vor über 20 Jahren erhalten, also schon sehr früh in meiner Jugend. Das war kein Zufall. Meine Tante hat die gleiche Autoimmunerkrankung. Als ich immer träger wurde und stetig mehr Schlaf brauchte, konnte sie zusammen mit meiner Mutter schnell die richtigen Schlüsse ziehen. Ab meinem 15. Lebensjahr wurden mir unterschiedlich hohe Dosen an synthetischen Schilddrüsenhormonen verordnet. Alle meine Ärzte versicherten mir, dass ich mir keine Sorgen zu machen bräuchte und auch nichts tun könne. So beschäftigte ich mich zu dieser Zeit nicht weiter mit meiner Erkrankung. Meine Symptome waren meine Normalität. Ich kannte meinen Körper ja nicht anders.

Im Sommer 2016 sah mein Mann René zufällig bei Instagram einen Post von Dr. Sarah Ballantyne für ihr Buch »Die Paläo Therapie«. Er machte mich darauf aufmerksam und erstmals fing ich an, mich mehr und tiefergehend mit dem Thema Autoimmunerkrankungen zu befassen. Dadurch wurde mir schließlich klar, was tatsächlich in meinem Körper passierte. Meine Schilddrüse wurde und wird trotz der verordneten Medikamente permanent attackiert. Sollte sich nichts ändern, würde sie sehr wahrscheinlich eines Tages vollständig versagen.

Ich war erschüttert darüber, wie lange mich meine Ärzte im Dunkeln tappen ließen. Keiner von ihnen hatte mir das Wesen meiner Erkrankung erklärt. Mir war bis dahin auch nicht klar, dass ich ein erhöhtes Risiko für die Ausprägung weiterer Autoimmunerkrankungen trage. Was mich aber schockte war die Erkenntnis, dass ich meine Hashimoto-Gene an meine Tochter vererbt haben könnte und auch sie damit ein entsprechendes Erkrankungsrisiko trägt.

Dann ging alles sehr schnell. Mit dem neuen Wissen um den enormen Einfluss der Ernährung auf Autoimmunerkrankungen entschieden wir im Kreis der Familie, alle notwendigen Veränderungen gemeinschaftlich umzusetzen. Kurz darauf startete ich das Paleo-Autoimmunprotokoll und ging im März 2017 in die Eliminierungsphase des AIPs.


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Welche Symptome hattest du vor dem AIP?

  • Chronische Erschöpfung
  • Höheres Schlafbedürfnis
  • Brain Fog (Ein Gefühl der Wahrnehmung der Welt wie durch einen Schleier oder mit Watte im Kopf)
  • Angst und innere Unruhe
  • Kälteempfindlichkeit
  • Kurzatmigkeit
  • Migräne
  • Sodbrennen
  • Verdauungsprobleme

Welche Symptome sind mit dem Paleo-Autoimmunprotokoll verschwunden?

Am Anfang fühlte ich keine großen Veränderungen. Zumindest hatte ich aber ein wenig mehr Energie. Das war schon toll. Von Anfang an hatte mich das Konzept einer antientzündlichen und nährstoffreichen Ernährung so sehr überzeugt, dass ich in keinem Fall zu meiner vorherigen Ernährungsweise zurückkehren wollte. So war es anfangs mehr die Überzeugung, meinen Körper aktiv bei der Heilung zu unterstützen, die mich weitermachen lies.

Die ersten wirklich offensichtlichen Veränderungen kamen nach ein paar Wochen. Ich war nicht mehr so müde und hatte plötzlich das Gefühl, als hätte sich ein Schleier gelüftet. Alles kam mir viel farbenfroher und klarer vor. Erst an diesem Punkt realisierte ich, dass vorher viele Dinge nicht normal gewesen waren. Später entdeckte ich in Erfahrungsberichten von anderen Betroffenen mit gleichen Symptomen in diesem Zusammenhang den Begriff »Brain Fog«.

Solange Brain Fog meine Normalität war, konnte ich gut damit leben. Mit seinem Verschwinden realisierte ich aber, wieviel ich zuvor verpasst hatte. Nach drei Monaten Eliminierungsphase benötigte ich schließlich deutlich weniger Schlaf und fühlte mich gleichzeitig wesentlich energievoller. Ich nahm nun vollständig am Familienleben teil und habe es nicht mehr zum großen Teil verschlafen. Mein Brain Fog verschwand und auch meine gelegentlichen Angstzustände. Das alles zusammen brachte mir enorm viel zusätzliche Lebensqualität.

Alle anderen zuvor genannten Symptome sind in den Monaten der Wiedereinführungsphase verschwunden. Ich arbeite jetzt mehr und mehr an weiteren Lifestyle-Faktoren wie der Stressbewältigung. Meine Gesundheit und mein Wohlbefinden haben nun klare Priorität in meinem Leben. So verbessert sich meine Lebensqualität noch immer stetig.

Falls du überhaupt noch Symptome hast, welche sind es?

Im Moment habe ich keinerlei Symptome mehr.

Wie lange warst du in der Eliminationsphase des Paleo-Autoimmunprotokolls?

Ich war drei Monate in der Eliminierungsphase.

Auf welche Nahrungsmittel hast du in der Wiedereinführung reagiert? Was hat deine Krankheit verschlimmert?

Ich habe sehr stark auf Eier, Paranüsse und Haselnüsse reagiert. Wenn ich Kichererbsen oder Linsen mehr als einmal in der Woche esse, bekomme ich Gelenkschmerzen. Kuhmilchprodukte lösen Migräne aus. Ich führe das auf das artspezifische Kasein der Kuh zurück, denn Schafs- und Ziegenmilchprodukte kann ich ohne Probleme essen.

Gibt es AIP konforme Nahrungsmittel, die du nicht tolerierst? Oder gibt es Nahrungsmittel, die im AIP nicht erlaubt sind, die du aber heute wieder essen kannst?

Nur zu viel Kokosmilch bekommt mir nicht gut.

Weißen Reis kann ich heute wieder ohne Probleme essen. Tatsächlich tue ich das aber nur, wenn ich gelegentlich Sushi esse. 🙂 Kichererbsen und Linsen vertrage ich in Maßen. Produkte aus Schafs- und Ziegenmilch bekommen mir uneingeschränkt gut.

Hast du Veränderungen an deinem Lebensstil vorgenommen? Fühlst du dich dadurch anders?

Mein Lebensstil hat klare Auswirkungen auf meinen Gesundheitszustand. Ich bin achtsamer geworden und horche mehr in mich hinein. Obwohl ich heute weniger Schlaf benötige als früher, gönne ich mir mehr Ruhephasen und achte auf ausreichend viel Schlaf. Außerdem habe ich angefangen zu meditieren. Das hilft mir, mich in stressigen Zeiten wieder zu entspannen und die nötige Ruhe zu finden.

Die größte Veränderung auf Seiten der Ernährung liegt darin, das wir als Familie nahezu vollständig auf biologisch erzeugte Lebensmittel umgestellt haben. Die Wertschätzung für unser Essen hat sich dadurch noch weiter erhöht und wir werfen praktisch keine Lebensmittel weg. Auch alle unsere Hygiene- und Haushaltsprodukte sind heute natürlichen Ursprungs.

Hast du vor dem AIP Medikamente genommen und nimmst du jetzt noch etwas ein?

Ich habe 20 Jahre lang synthetische Schilddrüsenhormone eingenommen. Nach sechs Wochen Eliminierungsphase konnte ich deren Dosis zum ersten Mal in meinem Leben reduzieren. Inzwischen habe ich auf ein natürliches Schilddrüsenhormon umgestellt. Darüber hinaus nehme ich lediglich einige Nahrungsergänzungsmittel. Konkret sind das Vitamin D3, Vitamin K2, Zink und Magnesium auf täglicher Basis.

Machst du Sport und wenn ja, hat sich dein Training in irgendeiner Weise verändert?

Seit dem AIP treibe ich Sport nur noch spaßorientiert, ganz ohne Druck. Sport war immer ein wichtiger Teil meines Lebens, aber die Prioritäten haben sich verschoben. Heute möchte ich mich damit vor allem besser fühlen. Es geht mir nicht mehr vordergründig um ein gutes Aussehen oder ein bestimmtes Leistungsziel. Darum verzichte ich auf exzessives Training. Stattdessen gehe ich inzwischen täglich längere Strecken spazieren. So habe ich Bewegung und bin vor allem draußen an der frischen Luft und an der Sonne.

Wenn es die Zeit zulässt und ich mich danach fühle, mache ich zuhause gerne kurze Fitnesseinheiten von 10 bis 30 Minuten Dauer.

Was ist dir im AIP am einfachsten gefallen?

An das Kochen gewöhnte ich mich erstaunlich einfach! Das war eine absolute Überraschung für mich. Ich war nie eine leidenschaftliche Köchin. Heute entspannt es mich tatsächlich. Außerdem macht mich der Gedanke glücklich, für meine Familie und mich etwas Nahrhaftes und Leckeres zuzubereiten.

Was ist dir im AIP am schwersten gefallen?

Ehrlich gesagt hatte ich am Anfang Schwierigkeiten mit dem regelmäßigen Fleischverzehr. Kurz vor dem AIP hatte ich darüber nachgedacht, meinen ohnehin schon geringen Fleischkonsum aus ethischen Gründen komplett aufzugeben. Für meinen Heilungsprozess musste ich also erst einmal an meiner Einstellung arbeiten, denn außer Fisch und Fleisch blieben mir in der Eliminierungsphase ja keine Proteinquellen.

Was mir dabei half, war die extrem pflanzenbasierte Ausrichtung der Ernährung im Autoimmunprotokoll. Meine Familie hat für unsere Proteinversorgung dann sehr intensiv nach einer Quelle für Fleisch aus artgerechter Haltung und Grasfütterung gesucht. Nach einiger Recherche sind wir glücklicherweise fündig geworden. Das macht mir den Verzehr von Fleisch bis heute in ethischer, ökologischer und physischer Hinsicht deutlich leichter. Dennoch bin ich glücklich darüber, dass ich ein paar pflanzliche Proteinquellen erfolgreich wieder einführen konnte.

Heute bin ich aber auch überzeugt davon, dass mir mit meiner Autoimmunerkrankung eine vollständig fleischlose Ernährung gesundheitlich nicht zuträglich wäre.

Haben dich deine Familie und Freunde unterstützt? Falls nicht, haben sie ihre Meinung später geändert?

Mein Mann und meine Tochter haben mich von Anfang an unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Als die Menschen, mit denen ich mein Leben und meinen Haushalt teile, waren sie natürlich auch die wichtigsten Personen in Bezug auf das Autoimmunprotokoll. So haben wir zum Beispiel kompromisslos alle glutenhaltigen Nahrungsmittel aus unserer Küche verbannt. Das war eine große Erleichterung für mich.

Im Laufe der Zeit haben mich auch weitere Familienmitglieder und meine Freunde unterstützt. Für sie ist es inzwischen vollkommen normal, beim gemeinsamen Kochen und Essen auf meine Einschränkungen zu achten. Es fühlt sich gut an, nicht als Außenseiter behandelt zu werden.

Wenn du das AIP heute noch einmal von vorne beginnen müsstest, würdest du etwas anders machen?

Nein, das denke ich nicht. Nach intensiver Recherche fühlte ich mich gut auf die Eliminierungsphase vorbereitet. Durch die Unterstützung meiner Familie fühlte ich mich auch nie alleingelassen oder überfordert.

Würdest du das AIP an andere Personen mit einer Autoimmunerkrankung weiterempfehlen?

Ja, ohne jeden Zweifel! Das AIP bietet ein großartiges Potential. Es hat mein Leben auf jeden Fall zum Besseren gewendet und ich empfehle es jedem Betroffenen aus ganzem Herzen.

Die Gewissheit, meine Gesundheit in die eigenen Hände nehmen zu können, gibt mir Kraft, Zuversicht und Selbstvertrauen. Ich verstehe heute nicht nur meinen Körper wesentlich besser, sondern auch meine Krankheit.

Dieses Interview entstand 2019 als Teil der Artikelserie »Reversing Autoimmune Interview Series – Personal Experiences with the AIP« in Zusammenarbeit mit der südafrikanischen AIP Bloggerin Yael Goodman. Auf ihrem Blog findest du weitere Erfahrungsberichte und Informationen zum Paleo Autoimmunprotokoll.


Porträt Sabrina und René Bergmann
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